Kreuzschmerzen

Rückenschmerzen sind zu einer der weit verbreitetsten  Zivilisationskrankheiten geworden. Als der Mensch vor Tausenden von Jahren von den Bäumen herabstieg und sich aufrichtete, begann das Kreuz mit dem Kreuz.

Mehr Bewegung
Wirbelsäulenprobleme sind nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen. Stundenlanges Sitzen und wenig Bewegung fördern Erkrankungen der Wirbelsäule. Neben ständiger Zwangshaltung, beispielsweise Schreibtischarbeit oder Tätigkeiten am Computer, kann auch eine Überlastung durch Sport zu Beschwerden führen. Ständig nur Power-Geben ohne Muskeltraining ist für die Wirbelsäule genauso gefährlich wie Bewegungsmangel. Falsches Heben gefährdet ebenfalls unsere Wirbelsäule.

Seelische Ursachen
Rückenschmerzen sind nicht nur auf einseitige Belastungen oder Baufehler zurückzuführen. Sie haben auch psychische und soziale Ursachen. Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit Rückenschmerzen hohe Leistungsanforderungen an sich selbst stellen. Bei Problemen mit der Selbstbehauptung kommt es häufig zu Beschwerdender Halswirbelsäule. Menschen mit Bandscheibenvorfall sind oft sehr gestresst.

Wirbelkanalverengung

Hilfe bei Stenose. Zahlreiche Ursachen können eine Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose, Vertebrostenose) bewirken. Erbliche Veranlagung kann ein Grund sein. Meist entsteht sie im Laufe des Lebens durch Abnützungserscheinungen an Bandscheibe und Wirbelgelenken. Auch postoperative Veränderungen wie zum Beispiel Narben können zu einer Verengung des Wirbelkanals führen. Manchmal ist auch ein Wirbelgleiten damit verbunden.

Eine Sonderform stellt die Verengung der Halswirbelsäule dar (zervikale Spinalkanalstenose). Sie beschreibt eine Einengung des Wirbelkanals im Bereich der Halswirbelsäule. Es kommt zu einer Diskrepanz zwischen der Größe des Rückenmarks (Myelon) und des Wirbelkanals, der zu klein wird. Die Folgen sind eine Kompression auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln. 
Die zervikale Myelopathie (Durchblutungsstörung des Rückenmarks) kann sich klinisch sehr unterschiedlich äußern. Häufig treten Schmerzen an den Armen oder Beinen ebenso wie Nacken- oder Armschmerzen auf. Die Patienten geben oft eine langsam zunehmende Schwäche in den Armen oder Beinen an, so wie eine zunehmende Gangstörung. 

Wirbelgleiten

Wirbelgleiten ist ein Zeichen für Instabilität der Wirbelsäule. Bei jungen Menschen ist es in der Regel angeboren, bei älteren Patienten hingegen entsteht es durch Abnützung im Laufe der Jahre. Durch Verschleiß werden die Wirbelverbindungen geschwächt und der Zusammenhalt der Wirbel gestört. Verschleiß an der Wirbelsäule bedeutet, dass der Aufbau von Wirbelkörpern, Bandscheiben, Gelenken, Bändern und Muskeln durch Dauerbelastung und Alterung, den Beanspruchungen nicht mehr Stand halten kann und nachgibt. Dadurch kommt es zu Lockerungen im Bereich der Gelenke und Bänder, die dann bei einem entsprechenden Elastizitätsverlust der Bandscheiben und einer Schwäche der Rückenmuskulatur zu einem Abgleiten der Wirbel im am meisten beanspruchten Segment zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel führen. 

Darüber hinaus versucht der Organismus den Verlust an Stabilität durch knöchernen Anbau auszugleichen. Dies führt zu Wucherungen in den Wirbelgelenken, den sogenannten Spondylarthrosen. Dadurch entstehen Veränderungen in den Wirbelkörpern, den sogenannten Spondylosen. Dies kann zusätzlich eine Verengung des Wirbelkanals – eine sogenannte Spinalkanalstenose– bedingen. Bei jungen Menschen ist die häufigste Ursache eines Wirbelgleitens eine Spondylolyse, das heißt eine knöcherne Schwäche bestimmter Wirbelbogenanteile. Dies führt gewöhnlich zu keinen Einengungen des Spinalkanals.

Bei jüngeren Menschen genügt häufig eine konservative Therapie mit Aufbau der Rückenmuskulatur zur äußeren Stabilisierung. Bei fortschreitendem Wirbelgleiten wegen Verschleißerscheinungen kann auch das Tragen eines Korsetts die Schmerzen lindern. Bei starken Beschwerden oder neurologischen Störungen bei Verengungen des Spinalkanals, muss dieser erweitert werden und die Wirbel müssen operativ miteinander verbunden werden (Stabilisierungsoperation). Durch die Operation wird die ursprüngliche Form der Wirbelsäule wiederhergestellt.

Osteochondrose

Unter einer Osteochondrose versteht man eine Veränderung des Bandscheibenknorpels (griech. chondron = Knorpel) mit einer begleitenden Reaktion des Wirbelkörpers (griech. osteon = Knochen). Typischerweise sieht man im Röntgenbild bei einer Osteochondrose eine Höhenminderung des Bandscheibenraums

Als Ursache kommt ein Verschleiß infrage, zum Beispiel durch eine langdauernde Überlastung der Bandscheibe. Häufig sieht man Osteochondrosen bei Patienten mit einer Skoliose, also einer Seitverbiegung der Wirbelsäule. Durch diese Seitverbiegung wird die Bandscheibe einseitig zu stark belastet und im Laufe vieler Jahre verschlissen. Weitere Ursachen von Osteochondrosen sind frühere Bandscheibenvorfälle. Auch nach Bandscheibenoperationen kann es als Spätfolge zu Osteochondrosen kommen. Seltener entstehen Osteochondrosen als Folge von Entzündungen der Bandscheibe.

Durch die Veränderung der Bandscheibe verschlechtern sich ihre mechanischen Eigenschaften. Deshalb wird der Knochen der angrenzenden Wirbelkörper stärker belastet und reagiert mit einer Zunahme an Knochendichte, dadurch entstehen häufig knöcherne Randwülste, sogenannte Osteophyten.

Skoliose

Bei der Skoliose handelt es sich um eine Fehlstellung der Wirbelsäule. Die Wirbelsäule ist seitlich verbogen. Die Skoliose ist eines der am längsten bekannten orthopädischen Leiden. Die Ursachen für die Ausbildung einer Skoliose sind vielfältig und reichen von angeborenen Fehlbildungen bis hin zu Schäden nach Unfällen oder Erkrankungen. Bei etwa 85 Prozent der Skoliosen bleibt die auslösende Ursache jedoch unbekannt. Diese so genannte idiopathische Form der Skoliose spielt besonders im Kindes- und Jugendalter eine große Rolle. Da sie zunächst meist keine Beschwerden verursacht, wird die Skoliose häufig zufällig vor allem von den Eltern der betroffenen Kinder entdeckt. Später begünstigt die dauerhafte Fehlstellung der Wirbelsäule deren Abnutzung, sodass die Patienten mit zunehmendem Lebensalter unter erheblichen Beschwerden leiden. 

Der Rumpf wird verkürzt. Das führt zu einer großen Belastung der inneren Organe wie Herz, Lunge, Nieren, Magen und Darm. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich eine deutliche seitliche Verbiegung der Wirbelsäule. Das Röntgenbild sichert die Diagnose. Die Wahl der Therapie richtet sich nach der Ursache der Skoliose, dem Alter des Patienten und dem Ausmaß der Fehlstellung. Bei beginnenden Skoliosen stehen vor allem krankengymnastische Maßnahmen im Vordergrund. Später kommt die Behandlung mit einem Korsett hinzu. Ausgeprägte Skoliosen müssen operativ korrigiert werden. Bei frühzeitiger Therapie sind die Heilungsaussichten gut.

Osteoporose

Weltweit leiden Millionen Menschen an Osteoporose, einer fortschreitenden Skeletterkrankung, bei der die Knochenmasse abnimmt. Die verminderte Knochendichte führt zu einer erhöhten Frakturgefahr. Nicht nur Frauen sind von Osteoporose betroffen. Auch Männer erkranken in zunehmendem Alter.

Wenn ein Patient bereits eine Wirbelfraktur erlitten hat, ist die Wahrscheinlichkeit, eine weitere Fraktur zu erleiden, sehr hoch. 

Die Krankheit Osteoporose ist durch eine verringerte Knochenmasse und eine poröse Knochenstruktur gekennzeichnet. Beides lässt den Knochen leichter brechen. Typische Bruchstellen sind an der Wirbelsäule, den Hüften und dem Handgelenk.

Häufig kommt es zu Brüchen ohne äußere Einflüsse. Das Heben einer Tasche oder festes Husten reichen schon aus.

Spondylitis

Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule können durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden. Eine Entzündung der Wirbelknochen – Spondylitis genannt – wird meist durch Bakterien hervorgerufen. Nur selten werden Entzündungen durch Viren oder Pilze verursacht. 

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie ein Erreger in das Innere des Knochens gelangen kann:

  • Nach einer Verletzung mit einem offenen Knochenbruch gelangen die Mikroorganismen direkt aus der Umwelt in das Knocheninnere.
  • Bei einem Entzündungsherd an einer anderen Stelle des Körpers können die Bakterien über den Blutstrom in den Knochen gelangen und sich dort ansiedeln und vermehren. Diese Form der Infektion ist die häufigste. Sie wird auch als endogene – von innen kommende – Spondylitis bezeichnet.
  • Selten können bei operativen Eingriffen an der Wirbelsäule Krankheitserreger an oder in die Knochen gelangen und dort eine Entzündung verursachen.
  • Jedoch nicht nur die Knochen der Wirbelsäule können sich entzünden. Auch die Bandscheiben sind gefährdet. In diesem Fall spricht man von einer Discitis. Prinzipiell gelangen die Krankheitserreger in diesem Fall auf demselben Weg zum Krankheitsherd wie bei einer Entzündung der Wirbelknochen.

Es ist auch möglich, dass sich eine Entzündung in ihrem Verlauf von den Knochen auf die Bandscheiben ausweitet und umgekehrt. Bei einer sehr weit fortgeschrittenen Erkrankung ist es sogar möglich, dass die Entzündung auf den Brust- oder Bauchraum, auf die Rückenmuskulatur oder das Rückenmark übergreift. Über den Blutstrom können Erreger andere Organe erreichen und sich dort ansiedeln. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich.

Wirbelfraktur

Ein besonderes Risiko für entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule haben Menschen mit Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen und Alkoholismus. Bei Erkrankungen von Becken, Bauchraum und Urogenitaltrakt kann sich die Entzündung besonders leicht auf die Wirbelsäule ausdehnen.

Ursachen

Wirbelkörperbrüche entstehen meist durch starke Gewalteinwirkung. Je ausgeprägter die Verletzung (Knochen, Bandscheiben, Bänder), desto größer ist die daraus resultierende Instabilität. Die Behandlung beinhaltet die Wiederherstellung der Stabilität der normalen Achsenverhältnisse und die Bekämpfung der Schmerzen. Abhängig vom Ausmaß der Instabilität kann ein Wirbelbruch konservativ, also ohne Operation oder operativ behandelt werden. Wirbelkörperbrüche, bei denen das Rückenmark mitverletzt wurde, führen zu Gefühlsstörungen, Lähmungen, Blasen-Mastdarmstörungen und müssen möglichst schnell operiert werden. Eine Sonderrolle nehmen die pathologischen Wirbelbrüche ein, die aufgrund von Erkrankungen der Wirbelsäule entstehen, insbesondere durch Metastasen, die sich bei bestimmten Primärtumoren in der Wirbelsäule ansiedeln. Auch rheumatische Erkrankungen können zu Wirbelfrakturen führen.

Die Hälfte aller Wirbelbrüche entfallen auf den Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule. Dies liegt an den anatomischen und biomechanischen Besonderheiten dieses Bereichs. An der Halswirbelsäule sind vor allem die Wirbelsegmente fünf bis sieben und der Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels betroffen. Neurologische Begleitverletzungen kommen bei 40 Prozent der Halswirbelsäulen und bei 20 Prozent der Brust- und Lendenwirbelsäulenverletzungen vor. Querschnittslähmungen treten dabei aufgrund der Unfallmechanismen vor allem bei Männern in jüngeren Jahren auf.

Symptome

Wirbelkörperbrüche gehen mit plötzlich einsetzenden Rückenschmerzen einher. Die Patienten verspüren einen mehr oder weniger starken Ruheschmerz, meist aber starke Bewegungsschmerzen. Bei der Untersuchung besteht ein Druck-, Klopf- und Kompressionsschmerz im Areal des gebrochenen Wirbelkörpers. Im Bereich der Halswirbelsäule kann der Kopf in einer Zwangshaltung verharren, die Bewegung ist eingeschränkt. 

Schwieriger wird die Diagnose bei bewusstlosen Patienten. Hier muss eine entsprechende Anamnese beziehungsweise der Unfallhergang immer an eine Wirbelsäulenverletzung denken lassen. Fehlstellungen, Stufenbildung, Seitversatz und Distanzierungen der Dornfortsätze können Hinweise auf eine Verletzung sein. Blutergüsse und Prellmarken sind ebenfalls verdächtig.

Bei einer Verletzung des Rückenmarks oder der Spinalnerven kommt es zu Gefühlsstörungen, Muskelschwächen bis Lähmungen, Blasen-Mastdarmstörungen oder sogar zum Querschnittsyndrom. Eine Sonderrolle nehmen die osteoporotisch und tumorbedingten Wirbelkörperbrüche ein. Diese meist bei Patienten mittleren bis höheren Lebensalters auftretenden Brüche entstehen typischerweise durch kleinste Verletzungen.

Behandlung

Abhängig vom Schweregrad und der Instabilität des Bruchs sowie der Begleitverletzungen, kann die Behandlung konservativ – also ohne Operation – oder operativ sein. Ziele sind die Schmerzminderung, die Erhaltung oder Verbesserung der Nervenfunktionen, die Wiederherstellung der normalen Achsenverhältnisse und die Heilung der verletzten Strukturen. Bei tumorbedingten Wirbelbrüchen muss die Grunderkrankung – zum Beispiel mittels der Strahlentherapie – behandelt werden.

Prognose

Je nach Ausmaß des Wirbelbruchs kommt es zu einer mehr oder weniger vollständigen Heilung. Auch mit modernsten operativen Techniken lässt sich häufig eine gewisse Fehlstellung oder gelegentlich auch Instabilität im Verlauf der Jahre nicht verhindern. Auch können sich Verengungen des Rückenmarkkanals und Überlastungserscheinungen an benachbarten Wirbelsäulenstrukturen einstellen. Diese führen aber nicht unbedingt zu Schmerzen oder Einschränkungen des Patienten.

Gute Prognose bei frühzeitiger Behandlung.
Eine gute Chance für Erholung besteht, wenn bei einer Einengung des Rückenmarks frühzeitig operiert wird. Durch Wirbelbrüche verursachte Querschnittslähmungen haben hingegen schlechte Prognosen.

Kyphoplastie

Mit diesem neuen Therapiekonzept wird ein eingebrochener Wirbel durch Einspritzung eines speziellen Knochenzements wieder aufgerichtet. Ein großer Teil der Patienten, für die eine Kyphoplastie infrage kommt, kann von ihren Schmerzen befreit werden.
Wirbelbrüche infolge von Osteoporose

Einbrüche der Wirbelkörper sind die häufigste Komplikation einer Osteoporose: In Deutschland treten pro Jahr beispielsweise schätzungsweise 2,5 Millionen Frakturen von Wirbelkörpern auf. Aufgrund der großen Schmerzen können sich die Patienten häufig kaum bewegen.